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Winona

Gut fürs Gemüt

Unterdessen ist es zu einer „Coronatradition“ geworden, dass wir mindestens einmal in der Woche zu dritt in unser Auto steigen und losfahren. Auf dem Weg wird dann noch eine gute Freundin meiner Grosseltern aufgegabelt, die inzwischen fast zu einer zweiten Oma für mich geworden ist. Nach kurzem Begrüssen (natürlich auf A B S T A N D) und Anschnallen gehts richtig los.

Wir fahren an unser Ziel, um dort einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Das ist schliesslich gut für die Fitness und fürs Gemüt. 😉

Und da stehen wir dann. Ein Auto, drei Persönlichkeiten im besten Alter, die Gehstöcke meines Opas und ich. Entweder an einem völlig vereinsamten Waldstück oder am gut besuchten See.

Unser Ziel ist neben genügend Bewegung anscheinend auch, jeden besuchswerten Ort in der Umgebung zu sehen. Was unseren Besuch wert ist, entscheidet logischerweise meine Oma. Es wäre aber auch wirklich langweilig, immer genau die gleichen Wege und Grashalme zu sehen…

So kommt es, dass wir bald einen Touristenführer der Seen in unserer Region schreiben könnten. An sich sind alle sehr schön. Enten zu beobachten, ist auch eine wirklich gute Abwechslung zu Gesprächen über das Wetter, komische Geschwüre im Gesicht oder die Verdauung.

Es kann aber auch passieren, das wir völlig verloren im Wald landen. So ging es uns vor ein paar Wochen. Weil die zwei Frauen im Team sehr überzeugend den Weg wiesen, blieb Opa und mir nichts anderes übrig als zu folgen… Genau das war unser Fehler. Circa eine halbe Stunde später standen wir zwischen Bäumen und viel Laub völlig im Nichts. Na gut, ändern konnten wir das nicht mehr und ich hatte wenigstens so grob eine Idee in welcher Richtung unser Auto parkte. Deshalb ging es quer den Hügel runter. Dafür, dass es wirklich zum Teil sehr steil war, das Laub einiges erschwerte und ich mich auch sämtliche Male auf den Hosenboden fliegen sah, haben alle zusammen dieses Abenteuer ohne Blessuren überlebt. Wir stiessen am Fuss des „Berges“ (ist in norddeutscher Dimension ein Berg, in der Schweiz bekannt unter dem Nomen Hügel😉) auf einen richtigen Waldweg und konnten nun den Weg zum Auto auf simplere Art und Weise zurücklegen.

Ich, die zuvor dachte, dass man solche Abenteuer nur mit jüngeren Menschen erlebt, wurde eines besseren belehrt. Ich werde diese Laubwanderung über Stock und Stein wahrscheinlich nie in meinem Leben vergessen. Meinen vollsten Respekt an alle Ü80er die da so toll mitgemacht haben. Wenn ich das Glück haben sollte, auch so alt zu werden, wünsche ich mir, ebenfalls noch so fit zu sein wie sie.

Wir vier hatten da inmitten des Waldes auf jeden Fall den Spass unseres Lebens.

Winona



Beichte: Dass ich länger nichts mehr über das „Regrowen“ geschrieben habe, liegt daran, dass es einen Trauerfall in der Familie meines Blattgemüses zu beklagen gibt. Das schlimmste für mich, weil ich an dem Tod selbst Schuld bin… Ich habe es doch wirklich geschafft, Paul am Abend zu vergessen. Demnach musste er die Nacht ohne kühles Nass an seinen Wurzeln verbringen und das hat er leider nicht gepackt. Schade Marmelade, vor allem weil ich mich paar Tage vorher wie ein Kleinkind freute, als er Wurzeln geschlagen hatte…
Allgemein ist ja bekannt, dass ich keinen grünen Daumen besitze, aber dass es so schlimm um mich steht, hätte ich nicht gedacht.
Immerhin kann ich auch etwas gutes berichten. Dem Lauch und auch dem anderen Salat geht es blendend! (bis jetzt zumindest noch 🙂 )