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Winona

Weisse Pracht

Mitte der letzten Woche hat es hier tatsächlich geschneit. Nicht nur ein bisschen. Ne, richtig viel! Den ganzen Donnerstag und Freitag hat es gerieselt. Ich kann mich an keinen Winter erinnern, in dem in der Stadt so viel Schnee lag. Ab und zu liegt schon etwas Schnee, aber der verwandelt sich dann meist ziemlich schnell in graubraunen Matsch und ist genau ab dem Moment nur noch ekelhaft. Zum Glück ist dieser Schnee bis jetzt ziemlich hartnäckig. Er hält sich seitdem wacker. Da die Temperatur momentan aber leider im Plusbereich liegt, wird er sich wohl doch in den nächsten Tagen verabschieden müssen. Vor allem wenn der Wetterbericht sich bewahrheitet und Regen auf den Schnee trifft.

Über die Zukunft möchte ich aber eigentlich nicht philosophieren. Ich wollte lieber über Vergangenes berichten.

Am Freitagmorgen lag also logischerweise sehr viel Schnee. Auf jeden Fall mehr Schnee, als die Städter gewohnt sind. Es herrschte ein totales Chaos… Der öffentliche Verkehr lief überhaupt nicht mehr und wenn doch, dann nur mit grossen Verspätungen. Nach und nach trudelten dann auch die ersten Meldungen von abgeknickten Bäumen und versperrten Strassen ein. Dann Empfehlungen den Wald zu meiden, weil immer mehr Bäume das Gewicht nicht mehr tragen konnten. Irgendwie logisch, wenn plötzlich 40 Zentimeter Neuschnee liegen. Es ist wirklich krass. Ich glaube, es gibt keinen Baum mehr, der nicht einen grösseren oder kleineren Ast verloren hat.

Trotz der ganzen negativen Auswirkungen hat mich der Schnee total gefreut. Alle, die mich gut kennen, wissen, wie sehr ich Schnee liebe. Deswegen war ich in letzter Zeit auch so oft wie möglich draussen unterwegs. Nur um möglichst viel Schnee in mir zu tragen. Ich habe mir die Landschaft und das Weiss so abgespeichert, dass ich hoffentlich im Juli bei 30 Grad im Schatten die Bilder vor meinem inneren Auge sehen kann. Für mich ist der viele Schnee auch Grund zur Freude, weil ich diesen Winter sehr wahrscheinlich nicht mehr in die von mir geliebten Berge komme. So gerne ich momentan die Pisten runterfegen würde… Ich stelle mich bestimmt nicht in die riesigen Menschenmassen, um die meiste Zeit mit warten zu verbringen. Nö, dann verzichte ich lieber. Jetzt hatte ich sowieso schon meine Wintererlebnisse für dieses Jahr und alles, ohne irgendwo hin zu fahren. Wie toll!

Mein absolutes Highlight fand erst am Samstag statt und war verbunden mit einer sehr spannenden Fahrradfahrt. Eigentlich sogar zwei Fahrten. Ich bin den Rückweg auch geradelt, nicht geflogen :). Wie immer bin ich die gut zehn Kilometer lange Strecke raus aus der Stadt und dann den kleinen Hügel hinauf gefahren. Der einzige Unterschied waren die zum Teil gesperrten Strassen (wegen den Ästen am Boden) und die vereisten Strassen. Deswegen brauchte ich anstatt 40 Minuten etwas mehr als eine Stunde, was meine Laune aber eigentlich nicht verschlechterte. Meine Aussicht war nämlich rosig. Damit meine ich jetzt nicht die Aussicht im Sinn von Panorama, das Wetter war sehr grau und weit sehen somit unmöglich. Ich meine eher die Aussicht, auf das was kommen würde. Die war mehr als perfekt. Es gibt nämlich nicht viel schöneres auf der Welt, als reiten im Schnee. Wenn es dann noch Tiefschnee ist, umso bonfortionöser. Ach, ich schwebte also auf Wolke 7 und das Pferd stakste durch den Tiefschnee, der ihr bis zu den Knien reichte. Ein wunderbares Gefühl. Ich weiss nicht, wer von euch das schon einmal erleben durfte, aber alle anderen sollten es definitiv auf ihre „Bucket List“ setzen. Auf meiner steht gleich unter „am Strand lang galoppieren“, „durch den Tiefschnee düsen“. Nur dass ich den zweiten Punkt, für dieses Jahr, abhaken durfte. Ich glaube, Hanna ist auch froh, diesen alljährlichen Punkt hinter sich gebracht zu haben. In den letzten Jahren mussten wir immer mit weniger Schnee auskommen, deswegen war sie vielleicht ein bisschen genervt von meinem Einfall, mitten durch den Schnee eine Galopplinie zu ziehen. Und das ganze zwei Mal! Auch wenn sie es nicht zugeben würde, fand sie es trotzdem cool. Wahrscheinlich auch anstrengend, aber das war mein Plan. Die soll sich auspowern, um nicht auf doofe Gedanken zu kommen ;).

Da ich für meinen Teil jetzt alles erledigt habe, was ich unbedingt im Winter erleben wollte, bin ich bereit für den Frühling. Aber auch nicht traurig, wenn dieser noch etwas auf sich warten lässt. Früher oder später wird seine Blütenpracht sowieso das Land erobern. Wenig später wird es dann auch wieder heiss werden und mit dem Herbst fängt alles wieder von vorne an…

Deine Winona